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Stress

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Definition
Stressmodelle
Stressoren
Stressreaktionen
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Definition:

Bereits im Jahr 1936 entlehnte der Mediziner Hans Selye den Begriff Stress aus der Physik, um damit eine unspezifische Reaktion des Körpers auf jegliche Anforderung zu benennen. Stress bezeichnet demnach die psychischen und physiologischen Reaktionen eines Menschen (oder auch eines Tieres) auf Belastung. Stress wird hervorgerufen durch spezifische äußere Reize, die sogenannten Stressoren.

In modernen Definitionen wird Stress charakterisiert als ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, zeitlich nahe, relativ lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung subjektiv wichtig erscheint.

Stressmodelle

Es gibt dabei unterschiedliche Konzepte und Theorien: Selye hat in seinem frühen Stress-Konzept positiven – sog. Eu-Stress- von negativem – sog. Dis-Stress – unterschieden.

Eu-Stress wirkt sich langfristig positiv auf die psychische und physische Funktionsfähigkeit aus. Diese Form von Stress resultiert aus Anforderungen, die leicht über den bisher bewältigten Aufgaben liegen und uns dazu herausfordern, unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten weiterzuentwickeln.

Mögliche Beispiele für Situationen, die eher mit Eu-Stress verbunden sind:

- Lampenfieber vor einer ersten Rede, die man irgendwo zu halten hat,
- ein erstes Bewerbungsgespräch,
- eine herausfordernde sportliche Aktivität, z.B. das erste Mal eine besonders lange Strecke laufend, wandernd oder Rad fahrend zurücklegen,
- ...

Am Ende steht letztlich ein Erfolgserlebnis. Die ursprünglich als Problem erlebte Herausforderung ist bewältigt worden und wird im Idealfall zur mehr oder weniger einfachen Aufgabe.

Dis-Stress hat seine Ursache dagegen in Belastungen, die nicht beeinflusst werden können: Lärm, ungewollte Forderungen anderer Personen, Reizüberflutung, Konflikte, schwerwiegende Ereignisse. Man erlebt die Situation als unangenehm. Man fühlt sich überfordert. Man glaubt, eine Aufgabe nicht bewältigen zu können. Und man fühlt sich als Opfer der Situation.

Manche Autoren machen keine solche Unterscheidung zwischen "gutem" und "schlechtem" Stress, sondern verwenden den Begriff Stress nur für solche Situationen, in denen ängstlich getönte Emotionen auftreten. Situationen, in denen eine offensichtliche Diskrepanz zwischen Zielen und eigenen Möglichkeiten besteht.

Wichtig ist dabei die subjektive Komponente. Nicht jedes objektiv gegebene Merkmal wird für jeden Menschen in einer bestimmten Situation zum Stressor. Z.B. Baulärm oder auch Gespräche von anderen Menschen können sich ganz unterschiedlich auswirken, je nachdem, ob man möglicherweise gerade eine geistig beanspruchende Aufgabe zu bewältigen oder ob man sich vielleicht vorgenommen hat, nach einem anstrengenden Tag früh schlafen zu gehen. Ob man bei einer bestimmten Aufgabe gerade unter Zeitdruck steht, sich selbst unter Zeitdruck setzt. Es hängt also u.a. von den eigenen Zielen ab. Wie wichtig ein bestimmtes Ziel für die betreffende Person ist.

In diesem Zusammenhang ist das Transaktionale oder kognitive Stress-Modell von Lazarus (1974) erwähnenswert. Dabei erfolgen sukzessive drei Bewertungen der Situation durch die Person:

1. Primäre Bewertung: In einem ersten Schritt erfolgt eine Bewertung der Situation dahingehend, ob sie als positiv, irrelevant oder potentiell gefährlich eingestuft werden kann.

2. Sekundäre Bewertung: In einem zweiten Schritt erfolgt eine Bewertung der verfügbaren Ressourcen. Nur wenn die eigenen Möglichkeiten als nicht ausreichend eingestuft werden, kommt es zu einer Stressreaktion.

Daraufhin hat die Person verschiedene mehr oder weniger günstige Möglichkeiten, auf die Diskrepanz zwischen Anforderungen und eigenen Möglichkeiten zu reagieren:

- Flucht aus der Situation,
- sich Wissen und Fähigkeiten aneignen, um ein Problem zu lösen,
- Maßnahmen gegen die emotionale Erregung (Entspannungstechniken, Sport, Substanzmissbrauch),
- Verleugnen der stresshaltigen Situation,
- ...

3. Tertiäre Bewertung: Im Anschluss daran erfolgt in einem dritten Schritt eine erneute Bewertung der Situation und der eigenen Ressourcen. Wenn sich die Person in der Zwischenzeit bestimmte Kompetenzen zur Bewältigung der Situation angeeignet hat, dann sollte beispielsweise deutlich weniger Stresserleben resultieren.

Es hängt aber schon wesentlich von äußeren Bedingungen ab, in welchem Ausmaß am Ende Stress im Sinne einer negativ gefärbten emotionalen Reaktion resultiert.

Ich selbst bin im Bereich der Arbeits- und Organisationspsychologie tätig. Daher möchte ich auch auf ein Konzept eingehen, in dem es speziell um die Gestaltung von Arbeitsaufgaben geht.

Dem sog. Job Demand/Control Model von Karasek und Theorell (1990) zufolge lässt sich eine Arbeitsaufgabe im Hinblick auf zwei Dimensionen beschreiben und einordnen:

Einerseits die "demands" oder Anforderungen. Anforderungen sind hoch ausgeprägt, wenn man schwierige Aufgaben zu lösen und viele Dinge gleichzeitig und unter Zeitdruck zu erledigen hat.

Andererseits "control" im Sinne der Beeinflussbarkeit der Situation. Dass man über Entscheidungsspielraum verfügt, also die Reihenfolge von Arbeitsschritten selbst bestimmen, seine eigene Vorgehensweise selbst optimieren und verschiedene Aufgaben zeitlich disponieren kann. Ein geringer Entscheidungsspielraum liegt dann vor, wenn Arbeitsschritte genau vorgeschrieben sind und auch die verschiedenen Aufgaben in einer bestimmten Reihenfolge abzuarbeiten sind.

Dis-Stress resultiert diesem Modell zufolge dann, wenn man mit hohen Anforderungen aber geringem Entscheidungsspielraum konfrontiert wird. Sog. "high strain jobs". Optimal ist dagegen eine Aufgabe, wenn sowohl die Anforderungen als auch die Kontrollmöglichkeiten hoch ausgeprägt sind – sog. "active jobs", weil dadurch Lernen und persönliche Entwicklung gefördert werden – also Eu-Stress resultiert.

Der Druck oder Stress verringert sich, wenn die Möglichkeit des Ausweichens besteht. Ob nun für die Luft in einer Luftpumpe oder für einen Menschen in einer stressigen Situation. Wobei es beim Menschen v.a. auf das Erleben von Ausweichmöglichkeiten ankommt. D.h. es ist nicht wichtig, den Entscheidungs- und Handlungsspielraum, den man hat, tatsächlich zu nutzen, sondern dass man die Möglichkeit erlebt, dies tun zu können!


Ein weiterer noch neuerer Ansatz zur Entstehung von Stress ist die Theorie der Ressourcenerhaltung von Hobfoll (1998). Der Grundgedanke ist hier, dass Menschen bestrebt sind, vorhandene Ressourcen zu schützen und neue Ressourcen aufzubauen. Stress resultiert dabei daraus, dass

- ein Verlust von Ressourcen droht,
- ein tatsächlicher Verlust von Ressourcen eintritt und/oder
- nach einer Investition eigener Ressourcen ein erwarteter Zugewinn von Ressourcen ausbleibt.

Als Ressourcen können dabei gesehen werden: Gesundheit, Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Geld, sonstiger materieller Besitz, Arbeitsplatzsicherheit, Beteiligung an Entscheidungsprozessen, Freizeit, soziale Unterstützung.

Beispiel: Ein Anleger hat Geld in eine Aktie investiert, in der Erwartung, die Ressource Geld zu vermehren. Der Kurs geht allerdings immer weiter in den Keller. Es kommt infolgedessen zum Stresserleben.

Oder: Jemand opfert seine Freizeit, um einen Freund bei etwas zu helfen, bekommt dies aber später, wenn er selbst Hilfe benötigt, nicht vergolten.

Oder: Jemand investiert Zeit und Geld in Weiterbildung und vernachlässigt dafür auch seine privaten sozialen Kontakte, ohne dass Aussicht auf ein interessantes Jobangebot besteht.

Soweit drei theoretische Ansätzen, die sich mit Stress beschäftigen (es gibt noch mehr).

Vor allem das Modell von Lazarus ist eine wichtige Basis für
Trainings zum Stressmanagement

Stressoren

Insbesondere das Modell von Lazarus verweist darauf, dass ein bestimmtes Stress begünstigendes Ereignis nicht bei jedem Menschen zu einer Stressreaktion führt. Trotzdem lässt sich festhalten, dass ganz allgemein die folgenden Faktoren als Stressoren fungieren können:

Schwer wiegende Lebensereignisse:

- den Tod eines nahen Familienangehörigen,
- Trennung/Scheidung,
- Verlust des Arbeitsplatzes.

Des weiteren:
- chronische Konflikte in einer Paarbeziehung, oder allgemein eine Heirat und die damit verbundenen Folgen, dass bestimmten Anforderungen nicht oder nur unter erheblichen Kosten ausgewichen werden kann,
- Zeitmangel, Termindruck,
- Lärm,
- Geldprobleme,
- Große Verantwortung und damit verbundene Risiken,
-
Mobbing,
- Schichtarbeit und die daraus resultierende Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus,
- hohe Anforderungen an die Konzentration ohne Möglichkeit der Erholung (z.B. stundenlanges Autofahren, Arbeit am Fließband),
- soziale Isolation,
- Schlafentzug,
- Reizüberflutung,
- Krankheiten, Schmerzen – sowohl eigene als auch von Familienangehörigen,
- Überforderung durch ständige organisationale und technische Veränderungen.

Stressreaktionen und -folgen

Wie eingangs dargelegt ist Stress nach Selye zunächst eine unspezifische Erregungsreaktion. Es kommt zu einer Anpassungsreaktion, die mit Anspannung verbunden ist. Diese Anspannung soll uns auch helfen, eine Aufgabe besser zu bewältigen. Nach jeder Phase der Anspannung sollte es jedoch auch eine Entspannungsphase, um ausreichend Erholung zu ermöglichen. Folgen jedoch in kurzen Abständen weitere Stressoren, so wächst das Erregungsniveau weiter an und es resultiert chronischer Stress. Des weiteren ist es so, dass ein zu hohes Erregungsniveau die kontrollierte Verarbeitung komplexer Situationen erschwert. Bestimmte Stressoren wirken sich daher erst dann negativ aus, wenn sie sich in ihrer Wirkung aufeinander addieren.

Typische Stressreaktionen sind:

- Physiologisch: Eine Ausschüttung von Adrenalin, was in der weiteren Folge den Blutdruck, Blutzucker und Muskeltonus erhöht. Ausschüttung von Serotonin und Noradrenalin bewirkt eine verringerte Aktivierung der Großhirnrinde und erhöhte Aktivierung des Stammhirns. Dadurch wird schematisches Reagieren gefördert und die Reaktionsgeschwindigkeit erhöht, komplexes Problemlösen jedoch behindert.
- Emotional: Ärger, Angst, Hilflosigkeit, Gereiztheit, emotionsloses Denken.
- Kognitiv: Verwirrung, Konzentration im Sinne von Tunnelblick, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, verminderte Kreativität.
- Körperlich und sensorisch: Übelkeit, Enge in Kehle und Brust, Übersensibilität bei Lärm, Muskelverspannungen.

Mittel- bis langfristig kann es durch chronischen Dis-Stress zu folgenden Stressfolgen kommen:

- Schlafstörungen,
- Kopfschmerzen/Migräne,
- Muskel- und Gelenkschmerzen,
- Schwächung des Immunsystems,
- Bluthochdruck,
- Magen- und Verdauungsbeschwerden,
- Allergien/Hautausschlag,
- Substanzmissbrauch,
- Hörsturz,
-
Burnout,
- Schlaganfall,
- Herzinfarkt.

Bei besonders schwerwiegenden Ereignissen kann es auch zur sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung kommen.

...

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