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Wie und wodurch entstehen Freundschaften?

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Wovon hängt es ab, dass wir die Nähe anderer Menschen suchen? Welche situativen Bedingungen fördern Freundschaft oder auch Feindschaft? Darum soll es in diesem Beitrag gehen.

Menschen sind soziale Wesen und suchen als solche mehr oder weniger die Gesellschaft anderer Menschen. Der sozialpsychologische Fachbegriff hierfür lautet Affiliation.

Freunde als Unterstützer und Informationsgeber

Menschen unterscheiden sich einerseits bezüglich ihres Bedürfnisses nach Nähe, andererseits hängt dieses Bedürfnis aber auch von der Situation ab. Gehen wir gerade einer Aufgabe nach, die in hohem Maße Konzentration erfordert, so stört uns oftmals die Gegenwart anderer. Andererseits gibt es Situationen, in denen uns die Anwesenheit anderer gerade eine wichtige Unterstützung ist. Die Gesellschaft anderer bietet dabei die Möglichkeit zum sozialen Vergleich (habe ich recht mit meiner Furcht?), die Möglichkeit einer Reduktion von Furcht (kann der/die andere mich beruhigen?) die Möglichkeit, Informationen zu gewinnen (Erfahrungen einer Person, die das schon erlebt hat).

In einer solchen Situation streben wir die Nähe und den Austausch mit anderen an. Allerdings ist es nicht egal, mit wem wir dabei zusammen sind:

Kulik und Mahler (1989) führten eine Befragung bei Krebspatienten durch, die sich einer schweren Operation auszusetzen hatten. Die Patienten hatten die Möglichkeit, die Nacht unmittelbar vor der Operation mit anderen Patienten zu verbringen, die entweder dieselbe Operation bereits hinter sich oder noch vor sich hatten. Die meisten Patienten zogen es vor, die Nacht mit jemandem zu verbringen, der die Operation bereits hinter sich hatte. Dies lässt sich damit erklären, dass diese Kontaktpersonen eher objektivere Informationen über die Bedrohlichkeit des Eingriffs geben können, während sich vorhandene Ängste bei einem gemeinsamen Warten von Patienten auf die anstehende Operation eher noch hochschaukeln können.

Allerdings ist Furcht nicht das einzige Motiv, um die Nähe anderer zu suchen. Andere Motive sind: ein Bedürfnis nach positiver Stimulation, die Sammlung von Informationen, die Mitteilung von Gefühlen.


Zitat Ralph Waldo Emerson Freundschaften


Die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen wird dabei durch folgende Faktoren gefördert:

- physische Attraktivität,
- Ähnlichkeit,
- reziproke Zuneigung sowie
- physische Nähe bzw. die Verfügbarkeit von Kontakten.


Im allgemeinen mögen wir Menschen, die gut aussehen. Im Sinne eines sozialen Stereotyps werden attraktiven Menschen weitere positive Eigenschaften zugeschrieben. Die meisten Menschen glauben, dass Schönheit zusammenhängt mit anderen wünschenswerten Eigenschaften wie Freundlichkeit und Selbstbewusstsein. Dabei kann wahrgenommene Attraktivität wiederum tatsächlich Auswirkungen auf Merkmale sozialer Kompetenz aufweisen – indem attraktive Menschen von Beginn ihres Lebens an mehr positive Aufmerksamkeit erfahren und dadurch mehr Möglichkeiten haben, ihre sozialen Fähigkeiten und Fertigkeiten auszubauen.

Attraktivität, Ähnlichkeit, reziproke Zuneigung und Nähe

Inwieweit Menschen auf die Attraktivität anderer achten, hängt von Persönlichkeitsmerkmalen ab. Speziell bei der Partnerwahl legen Männer mehr wert auf physische Attraktivität als Frauen, was evolutionspsychologisch so erklärt werden kann, dass Attraktivität als Indiz für Jugend, Gesundheit und damit Fortpflanzungsfähigkeit interpretiert wird. Frauen gewichten Status höher als Schönheit und achten stärker auf Merkmale, die als Hinweis auf den Status gedeutet werden können, wie etwa Körpergröße und athletischer Körperbau. - Das sind Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen, ich habe mir das also nicht selbst ausgedacht.

Ein weiterer Aspekt, der die Entstehung von freundschaftlichen Beziehungen fördert, ist Ähnlichkeit. Eine hohe Ähnlichkeit zwischen Freunden lässt sich beispielsweise bei Merkmalen wie Alter, Familienstand und Intelligenz feststellen. Insbesondere kommt es auf eine Ähnlichkeit in wesentlichen Einstellungen an. Die erlebte Ähnlichkeit wird dabei quasi als positive Verstärkung erlebt: Eine ähnliche Einstellung ruft positive Gefühle hervor, die auf den Träger der Einstellung übertragen werden. Durch den sozialen Vergleich wird die eigene Einstellung als "richtig" bestätigt.

In einer Untersuchung von Byrne (1971) füllten Probanden einen Fragebogen zu verschiedenen Einstellungen aus. Einige Wochen später erhielten sie einen angeblich von einer anderen Person ausgefüllten Fragebogen und sollten angeben, wie sympathisch sie diese Person finden. Je nach Versuchsbedingung war der Fragebogen so ausgefüllt, dass es dem eigenen Antwortverhalten mehr oder weniger ähnlich war. Je größer die Ähnlichkeit in den Antworten, desto sympathischer wurde die andere Person eingeschätzt.

Allerdings ist Ähnlichkeit nicht in jedem Falle eine günstige Bedingung für das Entstehen von Sympathie. In bestimmten Dingen kommt es eher darauf an, dass sich zwei ergänzen – beispielsweise ein eher dominanter und ein devoter Partner oder jemand, der gern und viel redet, und jemand, der eher zuhört.


Zitat Mark Twain Freunde besser behandeln

Weitere Zitate und Sprüche


Reziproke Zuneigung meint, dass wir auf die wahrgenommene Zuneigung eines anderen Menschen reagieren. Dabei können auch Falschinformationen und Fehlinterpretationen eine Rolle spielen. Wenn wir glauben, dass jemand uns mag, verhalten wir uns dieser Person gegenüber viel angenehmer. Auch dies ist in Experimenten belegt worden. Wer uns Gutes tut, für den entwickeln wir auch Sympathie. Und umgekehrt.

Insbesondere sind es aber physische Nähe bzw. Verfügbarkeit von Kontakten (auch online), welche die Entstehung von freundschaftlichen Beziehungen fördern. Dementsprechend beeinflusst die bloße Anzahl von zufälligen Zusammentreffen bereits die Sympathie, weil durch diese häufigen Kontakte so etwas wie Vertrautheit entsteht, selbst wenn man noch gar nicht viel mit einer bestimmten Person gesprochen hat.

Moreland und Beach (1992) haben eine Untersuchung durchgeführt, bei der sie die Attraktivität von vier Frauen durch Seminarteilnehmer einschätzen ließen. Bei den vier Frauen handelte es sich um Forschungshelferinnen von tatsächlich ähnlicher Attraktivität, die im Laufe des Seminars entweder 15 mal, 10 mal, 5 mal oder kein einziges Mal in dem Seminar anwesend waren. Die Frauen saßen immer in der ersten Reihe und waren instruiert, weder zu den Studenten noch zum Dozenten Kontakt aufzunehmen. Je häufiger die Frauen in dem Seminar anwesend waren, desto attraktiver wurden sie am Ende des Semesters von den Studenten eingeschätzt.

Ein weiteres interessantes Experiment wurde von Festinger, Schachter und Beck (1950) bereits vor über einem halben Jahrhundert am MIT durchgeführt. In einem Wohnkomplex von 17 Gebäuden mit je 10 Appartements auf 2 Stockwerken wurden verheiratete Studentenpaare den Wohnungen aufgrund einer Warteliste zugewiesen. Als Ergebnis zeigte sich, dass sich innerhalb eines Gebäudes 10 mal so viele Freundschaften bildeten wie zwischen den Studenten, die nicht im gleichen Gebäude wohnten. Noch mal mehr Freundschaften entstanden, wenn die betreffenden Studenten auf derselben Etage oder nahe am Treppenhaus oder am Briefkasten wohnten. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit kurzer Kontakte, wodurch Vertrautheit entsteht. Bei Gesprächen können wiederum Gemeinsamkeiten entdeckt werden, die zu weiteren gemeinsamen Aktivitäten führen können.

Bei geringer Ähnlichkeit der sich treffenden Personen kann Nähe allerdings auch negative Gefühle verstärken und auf diesem Wege die Entstehung von Feindschaft fördern – beispielsweise wenn jemand, der üblicherweise früh zu Bett geht, neben jemandem wohnt, der bis zum Morgengrauen Parties feiert.

Wer also, ohne gleich Mitglied in einem Verein werden zu wollen, Freunde gewinnen möchte, der stelle sich regelmäßig wie zufällig in die Nähe eines Briefkastens, an den Hauseingang oder vielleicht auch an eine Bushaltestelle und bemühe sich im Rahmen seiner Möglichkeiten, den dort anzutreffenden anderen Menschen freundlich zu begegnen.

Es empfiehlt sich allerdings, nicht gerade mit Alkoholfahne, ungewaschen oder sonst irgendwie negativ auffällig aufzutreten... anderenfalls sind eher gegenteilige Effekte zu erwarten...


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